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Deutsche Bahn

Sorgen hohe Strompreise für teurere Bahn-Tickets?

Veröffentlicht am 16. Januar 2022 | Lesedauer: 4 Minuten

In den letzten Monaten sind die Strompreise enorm gestiegen. Im Privatbereich führte dies in den letzten Wochen bereits dazu, dass Strom-Anbieter die Verträge mit ihren Kunden kündigten und teilweise auch gar keine Neukunden mehr annehmen. Auch für die Bahn ist Strom enorm wichtig. Immerhin verkehren ein großer Teil der Züge mit Strom. Wie wirkt sich also der hohe Strompreis auf die Bahn aus? Werden die Ticketpreise in diesem Jahr aufgrund der Strompreise stark ansteigen?

Grundsätzlich ist die Strombeschaffung bei der Bahn nicht mit der eines Privatkunden vergleichbar. So schließt die Deutsche Bahn nicht bei einem beliebigen Versorger einen Vertrag ab und bekommt den verbrauchten Strom dann am Ende des Jahres nach der verbrauchten Leistung abgerechnet, sondern schließt mit Stromversorgern langfristige Verträge ab, die teilweise über 20 oder 30 Jahre laufen. In dieser Zeit produzieren verschiedene Kraftwerke direkt für die Deutsche Bahn Strom, der dann in das Bahnstrom-Netz eingeleitet wird. Dadurch deckt man mehr als die Hälfte des eigenen Strombedarfs ab. Der übrige Teil kommt von den Versorgern aus dem öffentlichen Stromnetz. Neben dem Strom für den Betrieb der Züge benötigt die Deutsche Bahn jedoch noch weitaus mehr Strom für die Bahnhöfe, Büros, Werkstätten, Lagerhallen und weitere Liegenschaften. Dieser Strom kommt in der Regel auch aus dem öffentlichen Stromnetz.

Durch die großen Abnahmemengen und längerfristigen Verträge bekommt die Deutsche Bahn ihren Strom in Summe jedoch deutlich günstiger als Privathaushalte. Steigt der Strompreis jedoch langfristig stark an und fällt nicht in einigen Monaten wieder ab, wird auch die Deutsche Bahn deutlich mehr für ihren Strom zahlen müssen, wenn längerfristige Verträge auslaufen oder die Konditionen für die Abnahme größerer Mengen neu Verhandelt werden. Dadurch steigen dann auch die Kosten der Deutschen Bahn.

Da die Deutsche Bahn grundsätzlich wirtschaftlich arbeiten soll, müssen höhere Kosten natürlich auch gedeckt werden. Dazu sind Preiserhöhungen für Reisende eine Möglichkeit. Die Preisgestaltung ist dabei jedoch auch immer eine politische Entscheidung. So könnten die höheren Kosten auch durch Einsparungen in anderen Bereichen oder durch die Zustimmung des Eigentümers verhindert werden. Letzteres wäre jedoch eher für eine temporäre Preisspitze denkbar, während langfristig höhere Stromkosten wohl nicht über Einsparungen oder den Eigentümer gedeckt werden können. Diese müssten langfristig auch an die Reisenden in Form von höheren Preisen weitergegeben werden. Ob dies bereits in diesem Jahr der Fall sein wird, wird sich noch zeigen. Möglich ist jedoch auch, dass sich diese Entwicklung aufgrund der längerfristigen Verträge der Deutschen Bahn bei anhaltend hohen Strompreisen auf die nächsten Jahr erstreckt und dann zu höheren Preisen führen kann.

Letztendlich sorgen die hohen Strompreise, wenn sie auch langfristig derart hoch bleiben, also in jedem Fall für deutlich höhere Kosten bei der Deutschen Bahn. Durch längerfristige Stromverträge wird dies jedoch vermutlich erst etwas später bei der Bahn ankommen und durch große Abnahmemengen wird die Bahn im Vergleich zu Privatkunden auch noch immer günstigere Preise erreichen können. Langfristig werden die höheren Preise insgesamt aber auch bei der Bahn zu wesentlich höheren Kosten führen, die irgendwie gedeckt werden müssen. Ob und wann diese Kosten in Form von höheren Ticket-Preisen an die Reisenden weitergegeben werden, wird sich dann zeigen. Immerhin ist dies auch immer eine politische Entscheidung und eine Entscheidung des Managements. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Preise für Bahntickets nicht in gleichem Maße steigen werden wie aktuell die Strompreise.

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