Deutsche Bahn streicht Möglichkeit zur flexiblen Nutzung früherer Anschlusszüge
Veröffentlicht am 21. Dezember 2024 | Lesedauer: 4 Minuten
Ein bekanntes und anhaltendes Problem der Deutschen Bahn sind die Verspätungen und Unzuverlässigkeit der Züge. Vor allem im Fernverkehr ist es bei Verspätungen besonders ärgerlich, wenn man dadurch einen Anschlusszug verpasst. Das lässt Verspätungen für Reisende noch größer werden und führt auch bei damit verfallenden Reservierungen immer wieder für Ärger bei Reisenden. Daher führte die Deutsche Bahn vor einiger Zeit ein, dass knappe Anschlüsse gar nicht mehr direkt gebucht werden können. Stattdessen wurden bei den verkauften Reisen von vorne herein längere Umstiegszeiten eingeplant, sodass eventuell auftretende Verspätungen weniger Anschlüsse gefährden. Damit Reisende dann bei pünktlichen Zügen aber nicht unnötig am Bahnhof warten müssen, wenn sie pünktlich ankommen und ein früherer Zug noch erreicht werden könnte, schuf die Deutsche Bahn dafür die Möglichkeit, dass auch mit Sparpreis- und Super-Sparpreis-Tickets flexibel frühere Anschlusszüge genutzt werden dürfen, sofern diese noch erreicht sind. Jetzt hat man diese Möglichkeit jedoch gestrichen.
Damit gilt für Nutzer eines Sparpreis- oder Super-Sparpreis-Tickets nun wieder, dass nur exakt die Verbindung und Züge genutzt werden dürfen, die auch auf dem Ticket angegeben sind. Sind die genutzten Züge alle pünktlich und man würde an einem Bahnhof für den Umstieg noch einen früheren Zug erwischen, darf man diesen nun mit Sparpreis-Tickets nicht mehr nutzen. Stattdessen muss man nun eben am Bahnhof warten bis der tatsächlich gebuchte Zug eintrifft.
Überraschend ist dabei, dass diese Änderung nicht angekündigt oder direkt kommuniziert wurde. Stattdessen entfernte die Deutsche Bahn einfach die entsprechenden Text-Passagen von der eigenen Website. Lediglich auf Nachfrage einzelner Nutzer wurde der Wegfall dieser Möglichkeit dann auch offiziell kommentiert. Zuvor angekündigt wurde diese Änderung nicht. Besonders ärgerlich ist das für Reisende, die ihre Reise unter Umständen bereits gebucht haben, und sich auf eine solche Regelung verlassen haben.
Denn die Deutsche Bahn hat durch ihre Anpassungen einige Verbindungen unmöglich zu buchen gemacht, die bei pünktlichen Zügen aber eben problemlos genutzt werden könnten. Diese Verbindungen können nun nur noch mit teureren Flexpreis-Tickets genutzt werden, während Sparpreis-Kunden trotz schnellerer Reisemöglichkeit am Bahnhof abwarten müssen bis der gebuchte Zug eintrifft, obwohl es gar keine Möglichkeit gab, um die frühere Reisemöglichkeit zu buchen. Und bei den Wartezeiten muss es sich dann nicht zwingend um ein paar Minuten handeln, sondern gerade bei weniger stark frequentierten Verbindungen kann sich dadurch die Umstiegszeit auch gerne direkt um eine oder zwei Stunden erhöhen.
Die einzigen wirklichen Möglichkeiten, um eben dennoch schnellere Verbindungen zu nutzen, die die Deutsche Bahn nicht offiziell buchen lässt, sind dann eben ein wesentlich teureres Flexpreis-Ticket zu kaufen, getrennte Tickets für die verschiedenen Streckenteile zu kaufen und dabei zu riskieren, dass man den Anschluss durch Verspätungen nicht bekommt und damit die folgenden Tickets unbrauchbar werden, oder darauf zu hoffen, dass im Verlauf der gebuchten Strecke eine Verspätung von mehr als 20 Minuten erwartet wird und die Zugbindung somit ohnehin aufgehoben wird. Für normale Reisende sind alle drei Optionen jedoch nicht sonderlich schön. Denn im Zweifel verhindert nun eine einzige Minute die Buchung einer deutlich schnelleren Verbindung und führt zu langen Wartezeiten.
Versetzt man sich hingegen auf die Seite der Deutschen Bahn ist die Abschaffung dieser Regelung nicht wirklich verständlich. Zwar schafft man damit wieder etwas Einheitlichkeit in der Hinsicht, dass Sparpreis- und Super-Sparpreis-Tickets wieder in allen Fällen wirklich nur in den gebuchten Zügen genutzt werden dürfen, wenn es keine Verspätung gibt, aber auf der anderen Seite schafft man damit für Reisende im Zweifel deutlich längere Wartezeiten und wesentlich unattraktivere Verbindungen. Auch Betrug dürfte kein wirklicher Grund gewesen sein. Denn mit Sicherheit wird diese Regelung von Einzelnen betrügerisch genutzt worden sein, um sich künstlich ein günstiges Flexpreis-Ticket zu verschaffen, aber der Anteil dieser Reisenden dürfte doch gemessen an allen Reisenden verschwindend gering gewesen sein und dürfte sich auch sonst kein Flexpreis-Ticket gekauft haben.
Letztendlich hat die Deutsche Bahn damit eine flexible und kundenfreundliche Möglichkeit ohne Ankündigung oder größere Vorwarnung gestrichen und somit einigen Reisenden die Möglichkeit einer schnelleren Reise genommen. Und das vermeintlich ohne richtig nachvollziehbaren Mehrwert für das Unternehmen selbst. Besonders ärgerlich ist das eben auch für Reisende, die bereits ihre Reisen gebucht haben und dabei von dieser Möglichkeit der Nutzung einer früheren Verbindung ausgegangen waren.
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