Deutsche Bahn rollt digitale Auslastungsanzeige in weiteren Regionen aus
Veröffentlicht am 8. Januar 2023 | Lesedauer: 3 Minuten
Die Deutsche Bahn arbeitet bereits seit einiger Zeit an Systemen zur Prognose der Auslastung einzelner Wagen im Regional- und Nahverkehr, um eine bessere Verteilung der Reisenden in den Wagen zu erreichen und den Reisenden das Finden eines freien Sitzplatzes zu erleichtern. Nun soll das System nach einigen Pilotversuchen bei der S-Bahn in Hamburg und der S-Bahn in Stuttgart weiter ausgerollt und auf mehr Strecken zum Einsatz kommen. Die Auslastung soll dann in Echtzeit an den Anzeigen an den Bahnsteigen, per App und in den Wagen selbst sichtbar werden.
Den Start macht dabei der Regionalverkehr zwischen Hamburg und Lübeck auf den Linien RE 8, RE 80 und RB 86. Dort soll das neue System ab Februar eingesetzt werden. Im April sollen dann die S-Bahnen im Rhein-Main-Gebiet folgen und ab Mai weite Teile der Berliner S-Bahn. Bei der Hamburger S-Bahn bleibt das System zudem auf den Linien S21 und S31 und bei der Stuttgarter S-Bahn auf den Linien S6, S60 und S62 weiter im Einsatz. Damit soll jedoch noch nicht Schluss sein. Denn bis Ende 2024 sollen 1.500 Wagen von DB Regio und damit rund ein Viertel aller Züge im Regionalverkehr der Deutschen Bahn das System unterstützen und zur Anzeige der Echtzeit-Auslastung bereit sein.
Die Echtzeit-Auslastungsanzeige basiert dabei auf einem dreistufigen Ampel-System oder Personen-Piktorgrammen je Wagen. Damit können Reisende in drei Stufen erkennen, ob der jeweilige Wagen bereits stark ausgelastet, mäßig ausgelastet oder noch relativ leer ist. So können sie sich bestenfalls bereits vor der Einfahrt des Zuges am Bahnsteig entsprechend positionieren, um in einen relativ leeren Wagen einzusteigen und dort schnell einen freien Sitzplatz zu finden. Zudem können Reisende durch die Anzeige der Informationen in der App auch Verbindungen wählen, die weniger stark ausgelastet sind, wenn sie in ihrer Reisezeit ein wenig flexibel sind.
Die Auslastung selbst wird dabei durch verschiedene Sensoren gemessen. So werden je nach Fahrzeug Zähler in den Türbereichen eingesetzt oder auch Lichtschranken an den Strecken, die die Auslastung vorbeifahrender Züge scannen und diese Informationen in wenigen Sekunden verarbeiten und direkt an die Reisenden weitergeben.
Die Deutsche Bahn verspricht sich durch das neue System nicht nur eine Verbesserung für die Reisenden selbst, sondern auch einen reibungsloseren Betrieb. Denn Verzögerungen beim Ein- und Aussteigen gehören im Regional- und Nahverkehr zu den häufigsten Gründen für Verspätungen. Durch eine bessere Verteilung der Reisenden könnten diese Probleme künftig zumindest teilweise umgangen werden. Hinzu kommt, dass dadurch künftig mehr Transparenz über die Auslastung einzelner Züge und Reisendenströme herrscht, was bei der Disposition und der Koordination der Züge in Zukunft helfen kann.
Letztendlich erreicht damit ein System, das sich bei der Deutschen Bahn schon länger in der Entwicklung befindet, endlich eine größere Gruppe von Reisenden und startet großflächiger in einen produktiven Betrieb. Die zusätzlichen Informationen zur Echtzeit-Auslastung werden vielen Reisenden dabei sicherlich helfen, um sich direkt einen leereren Wagen zu suchen und entsprechend am Bahnsteig zu verteilen. Wie gut diese Informationen aber letztendlich wirklich vom Großteil der Reisenden angenommen werden, wird sich dann erst im echten Betrieb zeigen. Das System hat jedoch in jedem Fall Potential, um die Fahrten für viele Reisende zu erleichtern.
Autor: drivest.de
Veröffentlichung: 8. Januar 2023
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