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MOIA: Die ersten Erfahrungen in Hamburg

Veröffentlicht am 1. Juni 2019 | Lesedauer: 12 Minuten

Seit einigen Wochen gibt es nun auch in Hamburg den Ridesharing-Dienst MOIA, der ausschließlich mit Elektrofahrzeugen unterwegs ist und zu Volkswagen gehört. Doch wie fährt es sich eigentlich in einem MOIA? Kann man den Dienst empfehlen? Oder steckt hinter MOIA doch mehr Marketing als ein wirklich guter Mobilitätsdienst? Das soll im Folgenden in einem ersten persönlichen Erfahrungsbericht aus Hamburg geklärt werden.

Die Buchung

Für eine Fahrt mit MOIA braucht man als erstes die dazugehörige App, um darüber dann seine Fahrt buchen zu können. Die App gibt es für Android und iOS und ließ sich sehr einfach nutzen. Man wählt einfach seinen Startpunkt und sein Ziel aus, gibt an wann man sich auf den Weg machen möchte (sofort oder in 5/10 Minuten) und fragt anschließend die Fahrt an. Daraufhin berechnet die App welches Fahrzeug noch freie Kapazitäten hat und meinen Fahrtwunsch sinnvoll erfüllen kann. Anschließen wird der Fahrtpreis und die geplante Fahrtdauer angezeigt. Ist man damit einverstanden, kann man die Buchung bestätigen und der Fahrtpreis wird direkt von der hinterlegten Kreditkarte abgebucht.

Die App leitet einen dann zu einer virtuellen Haltestelle. Denn ein MOIA holt die Fahrgäste nicht wie ein Taxi an jeder beliebigen Stelle ab, sondern nur an virtuellen Haltestellen. Diese sollen jedoch nie weit entfernt liegen, sodass dies einen Fußweg von höchstens 1-2 Minuten bedeutet. In meiner Erfahrung war es jedes Mal so, dass ich lediglich die Straßenseite wechseln musste und nochmal etwa 50 Meter gehen musste, um an der virtuellen Haltestelle zu sein. Dort trifft dann nur wenige Minuten später ein Fahrzeug von MOIA ein und sammelt Fahrgäste auf.

Während man auf das Fahrzeug wartet, kann man in der App zudem live verfolgen wo sich das Fahrzeug gerade befindet. Damit kann man die Wartezeit noch besser abschätzen und steht nicht herum und wartet ewig und fragt sich dabei, wo das Fahrzeug denn bleibt, obwohl immer wieder andere MOIA-Fahrzeuge an einem vorbei fahren. Steht das Fahrzeug im Stau, erhält man in der App außerdem einen weiteren Hinweis, dass sich die Ankunft verzögert.

In der App sieht man außerdem die Nummer des Fahrzeuges. Diese findet sich auch prominent auf der Front des Fahrzeuges wieder, sodass man bei der Ankunft direkt erkennen kann, dass dies das richtige MOIA ist. Das kann vor allem an stärker frequentierten Orten wie Bahnhöfen praktisch sein, wenn nicht nur ein MOIA in der unmittelbaren Umgebung ist.

Die Auslastung

Zum Start des neuen Dienstes gab es mehrere Rabatt-Aktionen für Fahrgäste. Dadurch konnten in den ersten Tagen bereits 26.000 Fahrten gezählt werden und viele Hamburger probierten den neuen Ridesharing-Dienst aus. Dies führte jedoch dazu, dass ich mehrere Tage hintereinander zur gewünschten Zeit kein MOIA buchen konnte, da die Fahrzeuge alle ausgebucht waren.

Gleichzeitig gab es allerdings auch immer wieder Berichte, dass man die Fahrzeuge von MOIA immer nur leer durch die Stadt fahren sehen würde. Dies hängt natürlich damit zusammen, dass die Fahrzeuge nicht zu jeder Uhrzeit vollständig ausgelastet sein können und dass die Fahrzeuge auch erst zu den Fahrgästen kommen müssen, um diese einsteigen zu lassen. Denn MOIA kann nicht immer alle Fahrtwünsche zu Routen verknüpfen, um alle Fahrzeuge vollständig zu besetzen. Das dürfte auch mit der Meldung der ausgebuchten Fahrzeuge zusammenhängen. Denn sicherlich waren nicht alle Plätze besetzt, sondern es gab keine Fahrzeuge in der Nähe, die meine Fahrt zu einer sinnvollen Route hätten verknüpfen können.

Bei meinen bisherigen Fahrten war es jedoch immer so, dass mindestens eine Person auf dem Weg noch zugestiegen oder an ihrem Zielort abgesetzt wurde. So gab es keine Fahrt, wo ich alleine im MOIA durch die Stadt gefahren wurde, was von vielen Kritikern zuvor befürchtet wurde.

Lediglich die ausgebuchten Fahrten, die eine Buchung für mich verhindert haben, machten einen schlechten Eindruck. Dazu wären jedoch mehr Fahrzeuge nötig. Und dies wurde durch ein Gerichtsurteil in Hamburg erst einmal verhindert, sodass MOIA nicht beliebig viele Fahrzeuge in der Stadt fahren lassen kann. Daher muss man mit solchen Situationen wohl rechnen und in dem Fall zu Konkurrenten wie CleverShuttle, myTaxi oder den öffentlichen Verkehrsmitteln greifen. Denn MOIA ist in Hamburg zwar eine Möglichkeit, aber auch ohne MOIA hat man viele Alternativen in der Stadt und ist nicht gleich aufgeschmissen.

Die Fahrzeuge

Sitzt man nach der Buchung seiner Fahrt dann im Fahrzeug, bemerkt man direkt, dass sie besonders sind. Denn die Fahrzeuge von MOIA sind speziell für den Dienst entwickelt worden und sehen deutlich anders aus als standardmäßige Kleinbusse. Und noch eines ist bei MOIA in Hamburg besonders: Alle Fahrzeuge sind reine Elektrofahrzeuge. Dadurch fahren sie besonders leiste, sind umweltfreundlicher und man hat auch als Fahrgast ein ganz anderes Fahrgefühl als bei herkömmlichen Fahrzeugen.

Im Gegensatz zu klassischen Taxen oder gar Bussen und Bahnen sind die Sitzplätze im MOIA zudem mit einigen Features ausgestattet. So findet sich an jedem Sitzplatz ein eigener USB-Anschluss, um das Smartphone oder Tablet aufladen zu können. Zudem gibt es einen kleinen Lichtschalter, um das Licht einschalten zu können, wenn es einem an seinem Platz zu dunkel ist und man vielleicht gerade etwas lesen möchte.

Zudem verfügen die Fahrzeuge von MOIA über sechs sehr bequeme Sitze. Vier dieser Sitze sind einzelne Sitze mit großen Kopfstützen. Dadurch kann man einerseits die Fahrt genießen und bequem auf seinem Sitz sitzen, erhält andererseits aber auch ein wenig mehr Privatsphäre, da sie ein wenig von den anderen Fahrgästen abschirmen.

Hinter dem Fahrer gibt es zudem ein großes Display. Darauf kann man als Fahrgast jederzeit sehen wann der nächste Halt erreicht wird. So wird man auch direkt informiert, wenn das Fahrzeug einen Umweg fährt, um zusätzliche Fahrgäste einzusammeln. Über kleine Namenskürzel wird zudem immer angezeigt, welche Fahrgäste wann aussteigen müssen. Kurz vor dem Ziel wird darauf dann noch einmal in einer größeren Ansicht zusammen mit der verbleibenden Fahrzeit hingewiesen, sodass man direkt weiß, wann man an seinem Ziel ist. Aber auch andere Hinweise werden über das Display angezeigt. So wird einerseits auf das Anschnallen hingewiesen, aber andererseits auch auf Features wie das vorhandene WLAN. Denn in jedem MOIA in Hamburg kann man auch das kostenlose WLAN während der Fahrt nutzen.

Außerdem gibt es neben dem Fahrer noch Stauraum, um dort Koffer oder Ähnliches während der Fahrt abstellen zu können. Dort befindet sich auch ein Kindersitz, um auch Kinder mitnehmen zu können. An Bord ist jedoch nur ein Kindersitz, sodass nicht mehrere Kinder gleichzeitig befördert werden können.

Insgesamt machen die Fahrzeuge von MOIA aber einen sehr hochwertigen und modernen Eindruck. Im Innenraum fühlt man sich sehr wohl und kann bequem die Fahrt genießen. Von außen fallen sie durch ihre gelbliche Farbgebung und das ungewohnte Aussehen ebenfalls schnell auf, sodass sie zumindest bei meinen ersten Fahrten auch den einen oder anderen Blick von Passanten auf sich zogen.

Preise

Zum Start des neuen Dienstes in Hamburg gab es gleich mehrere Rabatt-Aktionen. So gab es einerseits Gutscheine für eine kostenlose Fahrt und andererseits hat jede Fahrt in Hamburg für die ersten Wochen nur maximal fünf Euro gekostet. Das war ein perfekter Einstieg für alle Interessierten, die den Dienst ausprobieren wollten. Mittlerweile sind die Aktionen jedoch vorbei und es werden normale Preise verlangt. Diese liegen irgendwo zwischen einem normalen Taxi und einer Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Grundsätzlich setzt sich der Fahrtpreis dabei immer dynamisch zusammen. So gibt es einen Grundpreis und einen Preis pro Kilometer. Zusammen ergeben sie den Fahrtpreis. Die Bestandteile variieren jedoch je nach Wochentag, Uhrzeit und Auslastung der Fahrzeuge. Für einen einzelnen Fahrgast liegt eine Fahrt dabei jedoch in der Regel immer irgendwo zwischen 5 und 10 Euro. Fährt man mit mehreren Personen zusammen die selbe Strecke, wird es entsprechend günstiger pro Person.

Der große Vorteil am Preissystem von MOIA ist jedoch, dass man den Preis der Fahrt schon vor Fahrtantritt sieht und sich auf diesen Preis verlassen kann. Dieser wird auch schon bei der Buchung gezahlt und damit bevor man das Fahrzeug überhaupt betritt. Dauert die Fahrt später länger als ursprünglich kalkuliert, bedeutet dies für Fahrgäste keine zusätzlichen Kosten.

Das Gebiet

Ein Nachteil von MOIA ist hingegen, dass der Dienst bisher noch nicht in der ganzen Stadt verfügbar ist. Dadurch beschränkt sich das aktuelle Bedienungsgebiet im Wesentlichen auf den innerstädtischen Bereich von Hamburg. Eine Fahrt in die Außenbezirke ist da eher nicht möglich, obwohl diese einen wesentlichen Anteil an der Bevölkerung Hamburgs ausmachen.

Dieser Umstand liegt jedoch nur begrenzt in der Verantwortung von MOIA. Denn MOIA hat in Hamburg nur eine Erprobungsgenehmigung der Wirtschaftsbehörde mit einer begrenzten Zahl von Fahrzeugen. Damit der Dienst aber richtig funktionieren kann und ein Netzwerk-Effekt entsteht benötigt es eine gewisse Zahl von Fahrzeugen pro Quadratkilometer. Durch die beschränkte Zahl von Fahrzeugen ist somit eine Bedienung des gesamten Stadtgebietes erstmal nicht möglich. Zudem wurde die Zahl der Fahrzeuge durch ein bereits erwähntes Gerichtsurteil noch einmal verringert, sodass MOIA derzeit nur maximal 200 Fahrzeuge gleichzeitig im Betrieb haben darf. Dadurch hat sich die Situation noch einmal verschärft. Denn mit 200 Fahrzeugen können einfach nicht alle Stadtteile bedient werden. Da ist es nachvollziehbar, dass sich zunächst auf die Innenstadt beschränkt wird.

Bei meinen persönlichen Erfahrungen war es dadurch jedoch mehrfach so, dass ich mit MOIA nicht bis zu meinem eigentlichen Ziel fahren konnte, sondern nur bis zu einer Bahn-Station und von dort dann mit der Bahn weiter zu meinem eigentlichen Ziel fahren musste, obwohl ich gerne auch mit dem MOIA zu meinem eigentlichen Ziel gefahren wäre und mir damit das Umsteigen gespart hätte. Daher ist langfristig eine Ausweitung auf Außenbereiche wie Harburg, Wilhelmsburg oder Bergedorf wünschenswert.

Die Fahrt

Das besondere an MOIA ist, dass die Fahrzeuge keinen festen Strecken haben. Während der gesamten Fahrt kann es vorkommen, dass das Fahrzeug plötzlich seinen Weg ändert und andere Personen einsammelt oder im Fahrzeug sitzende Personen herauslässt. Dadurch kommt man meistens nicht auf dem schnellsten Weg zu seinem Ziel, sondern fährt Umwege. Die Umwege sind jedoch meist nicht so groß, dass sich die Fahrt dabei deutlich verlängert. Bei meinen ersten Fahrten kam es ein Mal vor, dass ich nach 10 Minuten Fahrt wieder an meinem Abfahrtsort war, da das Fahrzeug eine Schleife fuhr, um Fahrgäste abzusetzen. Mich kostete diese Schleife nur etwas Zeit und der Fahrer entschuldigte sich bei meinem Ausstieg auch noch persönlich dafür.

Ohnehin waren die Fahrer bei meinen Fahrten sehr freundlich. Beim Einsteigen begrüßten sie einen mit Namen und warteten bis man sich richtig hingesetzt und seine Sachen verstaut hatte. Beim Ausstieg verabschiedeten sie sich freundlich und ließen ebenfalls genug Zeit zum bequemen und ruhigen aussteigen.

Die Fahrt an sich war zudem sehr angenehm und komfortabel. Die Fahrzeuge fahren sehr ruhig und haben sehr große Fenster, durch die man nach draußen sehen und die Fahrt genießen kann. Dazu tragen auch die USB-Anschlüsse und das kostenlose WLAN bei. Entspannter als mit einem MOIA kann man in einer Großstadt wie Hamburg kaum unterwegs sein.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass MOIA ein sehr interessanter neuer Ridesharing-Dienst ist. Die Fahrzeuge sind sehr angenehm und komfortabel und fallen im Stadtbild zudem sehr auf. Und auch die App zum Buchen der Fahrten lässt sich einfach bedienen und funktionierte problemlos. Eine Alternative zu Bus und Bahn ist MOIA allerdings nicht. Dafür sind die Preise zu hoch und die Wartezeiten auf ein Fahrzeug mitunter zu lang. Darauf hat es MOIA aber auch nicht abgesehen und das sollte auch nicht der Anspruch sein.

Interessanter wird es hingegen im Vergleich zu einem Taxi. Denn in diesem Fall ist MOIA durchaus eine gute Alternative, wenn nicht sogar die bessere Wahl. Denn preislich liegt man mit MOIA auf jeden Fall unter einer regulären Taxi-Fahrt, bekommt dafür aber eine meiner Meinung nach mindestens ebenso angenehme Fahrt. Wichtig ist nur, dass man es dabei nicht eilig hat. Ein Taxi fährt immerhin den direkten Weg und bringt einen schnellstmöglich an das Ziel. Im MOIA kann dies durch das Zu- und Aussteigen von anderen Fahrgästen hingegen teilweise ein paar Minuten länger dauern. Ist dies kein Problem, lohnt sich auf jeden Fall die Wahl des neuen Ridesharing-Dienstes.

Die größten Probleme von MOIA hängen hingegen mit der beschränkten rechtlichen Zulassung des Dienstes zusammen. Dadurch gibt es zeitweise Kapazitätsprobleme und starke Einschränkungen im Bezug auf das Geschäftsgebiet. Sollte sich diese Situation in Zukunft ändern, würde MOIA nochmals einige Pluspunkte hinzubekommen.

Doch auch so lohnt es sich MOIA einmal auszuprobieren und eigene Erfahrungen zu sammeln. Anmelden kann man sich ganz einfach über die App und innerhalb weniger Minuten starten. Mich hat MOIA auf jeden Fall nachhaltig beeindruckt und es wird sicherlich auch in Zukunft noch die ein oder andere Fahrt von mir gebucht werden. Denn entspannter als mit dem MOIA bin ich bisher selten an mein Ziel gekommen.

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