Hamburg könnte zusätzliche Elbbrücke für die Bahn bekommen
Veröffentlicht am 19. September 2021 | Lesedauer: 4 Minuten
Im Hamburger Bahnnetz gibt es seit Jahren zahlreiche Engpässe, die nicht nur im laufenden Betrieb immer wieder zu Problemen führen, sondern auch einem deutlichen Ausbau des Bahnverkehrs in der Hansestadt im Wege stehen. Einer dieser Engpässe ist die Elbquerung über die Elbbrücken. Daher prüft die Stadt nun zusammen mit dem Bund und der Deutschen Bahn, ob die Elbbrücken um eine weitere Brücke für zwei zusätzliche Gleise erweitert werden können. Dafür wurde die Sanierung der Freihafenelbbrücke nun erst einmal verschoben.
Mit den ersten Ergebnissen zur Machbarkeit des Vorhabens rechnet man im nächsten Jahr. Angaben zu den Kosten für das Vorhaben und die Sanierung der bestehenden Brücken gibt es bisher jedoch noch nicht. Klar ist aber bereits, dass es sich dabei nicht um das einfachste Bauvorhaben handelt. Denn der Platz an den Elbbrücken ist äußerst begrenzt. So befindet sich östlich der Fernbahngleise erst seit wenigen Jahren die neue S-Bahn-Station Elbbrücken. Westlich grenzt zudem die U-Bahn-Station Elbbrücken an, die in Zukunft für die Verlängerung der U4 in Richtung Wilhelmsburg auch noch eine neue Elbquerung bekommen soll.
Die Strecke zwischen Harburg und dem Hamburger Hauptbahnhof gilt dabei schon seit Jahren als überlastet. So fahren dort im Schnitt 660 Fern-, Regional- und Güterzüge pro Tag, was einer Kapazitätsauslastung von 140 Prozent entspricht. In der Praxis führt das dazu, dass teilweise keine weiteren freien Trassen auf der Strecke vorhanden sind und somit keine zusätzlichen Züge über diese Strecke fahren können.
Und auch bei Störungen oder Zwischenfällen auf der Strecke kommt es immer wieder zu Problemen. Denn die Strecken zwischen Harburg und dem Hamburger Hauptbahnhof ist die einzige Elbquerung. Eine wirkliche Alternative gibt es kaum. Daher warten bei kurzfristigen Sperrungen der Strecke die Züge meist die Sperrung ab und können so gut wie nicht umgeleitet werden. Die Strecke hat somit eine zentrale Bedeutung für den Bahnverkehr in der Region.
Die Bedeutung könnte in den kommenden Jahren dabei sogar noch weiter zunehmen. Denn in den nächsten Jahren soll nicht nur der innerdeutsche Bahnverkehr weiter ausgebaut werden, sondern durch den Bau des Fehmarnbelttunnels wird die Strecke über die Elbbrücken auch noch eine wichtige Verbindung für die Anbindung Norddeutschlands an Dänemark und Schweden einnehmen.
Doch auch ohne einen Ausbau der Strecke stehen an den Elbbrücken große Modernisierungsarbeiten an. Denn die Fernbahnbrücke stammt aus den 1870er Jahren. In den 1970er Jahren kam dann noch eine weitere Brücke für die S-Bahn hinzu. Durch das Alter sind an den Brücken ohnehin Modernisierungsarbeiten nötig. Bei der Freihafenelbbrücke wollte man damit ursprünglich Ende des Jahres beginnen und die Brücke für rund 160 Millionen Euro grundüberholen, wobei sie in der Praxis so gut wie neu gebaut worden wäre. Aufgrund der jetzigen Planungen für einen Ausbau der Elbquerung hat man diese Arbeiten aber erst einmal zurückgestellt.
Aber auch etwas weiter südlich steht man vor großen Herausforderungen bei der südlichen Elbquerung. Denn auch dort stellte sich heraus, dass die Brücken stark sanierungsbedürftig sind. Im Raum steht dort bis auf den neuesten Teil der Brücken die übrigen Teile bis zum Jahr 2025 abzureißen und neu zu bauen. Bis dahin hat man die Brücken notdürftig repariert und lässt die Züge mit verringerter Geschwindigkeit über die Brücken fahren.
Somit stehen bei der nördlichen und bei der südlichen Elbquerung in den kommenden Jahren große Bauarbeiten an. Da ist es nur sinnvoll zu prüfen, ob in diesem Rahmen auch zwei zusätzliche Gleise untergebracht werden können, um so die Kapazität der Strecke deutlich zu steigern und einen der Engpässe im Hamburger Raum zu beseitigen.
Letztendlich geht man somit einen enorm wichtigen Punkt im Hamburger Bahnnetz an und will damit die Voraussetzung für einen weiteren Ausbau der Bahn und einen reibungsloseren Betrieb schaffen. Das gesamte Vorhaben dürfte dabei nicht gerade einfach und sicherlich auch nicht besonders günstig werden. Doch zunächst bleibt erst einmal abzuwarten, ob sich dieses Vorhaben überhaupt wirklich umsetzen lässt.
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