Wem gehört die Deutsche Bahn?
Veröffentlicht am 30. Oktober 2021 | Lesedauer: 3 Minuten
Wenn es um Kritik an der Deutschen Bahn oder staatliche Zuschüsse für das Unternehmen geht, kommt immer wieder der Punkt der Privatisierung auf. So wird sich teilweise auch darüber beschwert, dass man einem privaten Unternehmen seine Gewinne finanziere und damit privaten Investoren Geld schenke. Doch wie ist das eigentlich? Wem gehört die Deutsche Bahn wirklich? Und geht damit staatliches Geld wirklich direkt in die Taschen privater Investoren?
Grundsätzlich ist es richtig, dass die Deutsche Bahn seit 1994 eine Aktiengesellschaft ist. Damals wurden im Rahmen der Bahnreform die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Reichsbahn fusioniert und sollten unter dem neuen Dach der Deutschen Bahn AG marktorientiert agieren und Gewinne erwirtschaften. Im Jahre 2006 verkündete der Vorstand der Deutschen Bahn AG dann die Pläne für einen Börsengang des Unternehmens. Dabei sollten zunächst maximal 49,9 Prozent der Aktien verkauft werden.
Dazu kam es jedoch nie. So wurde das Unternehmen zwar durch Zukäufe von anderen Unternehmen, Umstrukturierungen und Einsparungen auf einen möglichen Börsengang vorbereitet, aber in Folge der Finanzkrise und politischer Diskussionen wurde dieser zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben und letztendlich dann komplett abgesagt.
Damit ist die Deutsche Bahn zwar nach wie vor in der Form einer Aktiengesellschaft strukturiert und orientiert sich daher auch an wirtschaftlichen Gegebenheiten und dem Markt, aber der einzige Eigentümer der Deutschen Bahn ist nach wie vor der Deutsche Staat, sodass die Deutsche Bahn effektiv den deutschen Bürgern gehört. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) übernimmt dabei die Steuerung und vertritt die Interessen als Eigentümer.
Zuschüsse und Investitionen, die der deutsche Staat daher an die Deutsche Bahn gibt, landen somit nicht bei privaten Investoren oder werden an private Aktionäre ausgeschüttet. Vielmehr sorgt man durch diese Investitionen dafür, dass das Bahn-System in Deutschland am Laufen gehalten wird und für die Zukunft weiter ausgebaut und modernisiert werden kann.
Und dabei rächen sich zum Teil auch heute noch die Pläne des Börsenganges. Denn zur Vorbereitung auf den Börsengang wurden im deutschen Schienennetz zahlreiche Strecken stillgelegt, Weichen zurückgebaut und die Instandhaltungsmaßnahmen verringert. Dadurch fehlen heute beispielsweise Ausweichstrecken bei Sperrungen und die Infrastruktur muss teilweise umfangreich saniert und modernisiert werden. Gleichzeitig soll das Bahn-System in den nächsten Jahren stark wachsen und die Fahrgastzahlen verdoppelt werden. Dadurch wird eine Menge Geld benötigt.
Dieses Geld kann die Deutsche Bahn allerdings nicht alleine aufbringen. So ist die Deutsche Bahn aktuell mit mehr als 30 Milliarden Euro verschuldet. Und das, obwohl man mit der Gründung der Deutschen Bahn AG die massiven Schulden der vorherigen Bundesbahn erlassen hatte und das Unternehmen somit bei null starten konnte. Aufgrund dieser hohen Verschuldung sind die staatlichen Zuschüsse immer wieder notwendig, um beispielsweise neue Züge kaufen oder die Infrastruktur ausbauen zu können. Anders wäre das geplante Wachstum und der Ausbau der Bahn wohl nicht finanzierbar.
Letztendlich kann man somit sagen, dass die Deutsche Bahn zwar eine Aktiengesellschaft ist und dadurch wirtschaftlichen Interessen unterliegt und sich am Markt orientiert, aber der einzige Aktionär und damit auch der einzige Eigentümer der Deutschen Bahn der deutsche Staat ist. Damit gehört das Unternehmen effektiv den Bürgern und keinen privaten Investoren. Zuschüsse und Investitionen vom Staat fließen damit nicht zu privaten Investoren, sondern sollen für eine zukunftsfähige und moderne Bahn sorgen.
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