FlixBus: Großteil der Strecken in der Schweiz wird eingestellt
Veröffentlicht am 3. November 2019 | Lesedauer: 4 Minuten
Nachdem FlixBus erst vor einigen Tagen die Einstellung zahlreicher Strecken in Deutschland ankündigte, wenn die Senkung der Mehrwertsteuer nur für Züge und nicht für Fernbusse eingeführt wird, wird es in der Schweiz nun ernst. Denn dort werden zum 15. November zahlreiche FlixBus-Verbindungen eingestellt. Grund dafür ist, dass sich das Partnerunternehmen Eurobus swiss-express, das die Linien in der Schweiz betrieben hat, aus dem inner-schweizerischen Verkehr zurückzieht.
Betroffen sind von dieser Entscheidung insgesamt drei Strecken. Dabei handelt es sich um die Strecken St. Gallen-Zürich-Lausanne-Genf, Zürich-Bern-Montreux sowie Zürich-Basel-Luzern-Lugano. Dort blieb auch nach eineinhalb Jahren, die die Strecken bereits angeboten werden, die Nachfrage hinter den Erwartungen zurück. So war ein profitabler Betrieb einfach nicht möglich.
Profitabel können Fernbus-Linien mit einer Auslastung von mindestens 50 Prozent betrieben werden. Davon war Eurobus allerdings weit entfernt. Im Schnitt war nur etwa jeder zehnte Platz in den sechs Bussen, die zum Einsatz kamen, besetzt. Dabei nutzte man das Vertriebssystem von FlixBus, während man selbst das Angebot, die Linienführung und die Preisgestaltung bestimmen konnte.
Dabei standen laut Eurobus allerdings die Behörden in der Schweiz immer wieder im Weg, die die Konzessionen für die Fernbus-Linien ausstellen. So sah sich Eurobus auch gezwungen unprofitable Streckenabschnitte weiter zu betreiben und konnte nicht flexibel auf die Nachfrage der Kunden eingehen. Eurobus stellte bereits im Sommer entsprechende Anträge zur Anpassung des Fahrplans und wollte zusätzliche Früh- und Nachtverbindungen an die Flughäfen anbieten. Zu diesen Anträgen gebe es jedoch bis heute noch keine Entscheidung seitens der Behörden, sodass der Fahrplan noch nicht angepasst werden konnte und die Strecken im bisherigen Zustand weiter betrieben werden mussten.
Für Kunden, die bereits ein Ticket für einen Zeitpunkt nach dem 15. November gebucht haben, wird derzeit noch eine Lösung gesucht. Dazu ist man derzeit noch in Gesprächen mit FlixBus. Wahrscheinlich werden diese Kunden jedoch zeitnah ihr Geld zurück erhalten und sich selbst eine neue Verbindung suchen müssen. Betroffen sind davon aber offenbar weniger als 1.000 Kunden.
Unklar ist auch noch die Zukunft der 20 Fahrer, die die Fernbusse bisher durch das Land steuerten. Das Unternehmen Eurobus teilte jedoch mit, dass die gut ausgebildeten Fahrer auf dem Markt sehr begehrt seien und man daher sicherlich schnell innerhalb oder außerhalb des Unternehmens eine Lösung für die Fahrer finden werde.
Eurobus ist grundsätzlich auch weiterhin von dem Konzept von Fernbussen überzeugt. So verriet man auch, dass man nach der Klärung der Rahmenbedingungen in der Schweiz durchaus auch bereit sei sich in diesem Bereich wieder zu engagieren und wieder in den Markt einzusteigen. Bis dahin konzentriert man sich jedoch auf andere Geschäftsfelder und gibt den Markt für andere Anbieter frei.
Und die anderen Anbieter stehen schon bereit. So steht der Fernbus-Anbieter Dr. Richard bereits in den Startlöchern und hat eine Konzession für drei nationale Fernbuslinien zwischen Zürich-Flughafen, Zürich, Bern, Basel und Luzern eingereicht. Zudem kündigte man bereits an, dass man überzeugt sei diese Linien profitabel betreiben zu können.
Für FlixBus ist dies erstmal ein Rückschlag, da so einige Verbindungen im Streckennetz erstmal entfallen. Allerdings entfallen nicht alle Strecken von FlixBus in der Schweiz. So wird es beispielsweise weiterhin eine Verbindung aus Zürich über Konstanz nach Deutschland geben. Lediglich die drei inner-schweizerischen Verbindungen St. Gallen-Zürich-Lausanne-Genf, Zürich-Bern-Montreux und Zürich-Basel-Luzern-Lugano entfallen. Andere Linien sind nicht betroffen, sodass FlixBus auch weiterhin in der Schweiz anzutreffen sein wird.
Wie es in der Schweiz nun im Fernbus-Markt weitergeht, dürfte spannend werden. Gerade wenn nun neue Anbieter wie Dr. Richard neue Linien anbieten, könnte nochmal ein wenig Bewegung in den Markt kommen. Allerdings sollten auch die Behörden in der Schweiz besser bei der Vergabe von Konzessionen werden und einheitliche und flexiblere Regelungen für Fernbusse schaffen. Dann könnte es den Anbietern auch einfacher fallen die Linien in der Schweiz zu betreiben.
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