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FlixBus droht mit Einstellung zahlreicher Fernbus-Verbindungen

Veröffentlicht am 23. Oktober 2019 | Lesedauer: 4 Minuten

Die Bundesregierung möchte die Bahn attraktiver machen und beschloss daher eine Senkung der Mehrwertsteuer, die von zahlreichen Bahn-Unternehmen auch direkt an die Kunden weitergegeben werden, sodass die Preise für Fahrkarten der Bahn ab Januar deutlich sinken werden. Wettbewerber der Bahn sehen dies jedoch als Provokation und fühlen sich benachteiligt. Darunter auch FlixBus, der Marktführer im Bereich der Fernbusse. Denn durch die Preissenkung wird mit einem Schlag ein Großteil des Streckennetzes von FlixBus unwirtschaftlich.

André Schwämmlein, einer der Geschäftsführer von FlixBus, kündigte daher bereits an, dass man bis zu 30 Prozent der Kapazitäten aus dem Markt nehmen müsse, um die Wirtschaftlichkeit sicherzustellen. Dabei würde es als erstes die Strecken an die Küsten Deutschlands und in andere touristische Gebiete wie die Voralpen und den Harz treffen. Insgesamt würden dann etwa 150 der bisher 500 Haltestellen zur Disposition stehen. Aber auch andere Verbindungen müssten ausgedünnt werden, um die Auslastung der Busse zu steigern.

Dabei sind Fernbusse genau wie die Bahn auch ein vergleichsweise klimafreundliches Verkehrsmittel. Laut dem Bundesumweltamt sind Fernbusse sogar klimafreundlicher als die Bahn. So kommen bei einem Fernbus auf einen Passagierkilometer nur 32 Gramm an klimaschädlichen Gasen, während es bei der Bahn 38 Gramm sind.

Auch dies ist ein Grund warum sich FlixBus benachteiligt fühlt. Denn eigentlich sollte das Klimapaket mit der Senkung der Mehrwertsteuer für klimafreundlichere Reisen sorgen. Mit den Fernbussen wird jedoch ein wesentliches Verkehrsmittel aus dem Paket ausgeschlossen, das im vergangenen Jahr immerhin knapp 23 Millionen Fahrgäste nutzten. Dadurch entsteht eine gewisse Benachteiligung zum Nachteil der Fernbus-Anbieter.

Hinzu kommt, dass die Preise im Fernbusverkehr laut FlixBus sehr knapp kalkuliert sind, sodass schon eine Veränderung der Bahnpreise um wenige Euro schnell dazu führen kann, dass Fernbusse unattraktiv werden. Dabei betreibt FlixBus unter dem Namen FlixTrain mittlerweile auch eigene Bahn-Verbindungen und würde daher auch von einer Mehrwertsteuer-Senkung für die Bahn profitieren. Jedoch befürchtet Schwämmlein dennoch, dass man durch die Benachteiligung gegenüber der Bahn unter die Räder kommen könnte.

Daher gab es dem Vernehmen nach auch schon Gespräche zwischen der Geschäftsführung von FlixBus und dem Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Ob diese aber auch zum gewünschten Erfolg führen, bleibt abzuwarten. Denn schon am kommenden Freitag befasst sich der Bundestag mit der geplanten Senkung der Mehrwertsteuer.

FlixBus hat dabei grundsätzlich die Zahlen und Fakten auf seiner Seite. Zudem ist man mit den Bedenken nicht alleine. Denn auch andere Wettbewerber der Deutschen Bahn befürchten eine Wettbewerbsverzerrung. Neben der Senkung der Mehrwertsteuer soll die Deutsche Bahn bis zum Jahre 2030 nämlich auch noch elf Milliarden Euro zusätzliches Kapital erhalten, das für die Robustheit der Infrastruktur vorgesehen ist, aber sich nicht zweckgebunden vergeben lässt. Daher kündigte der Bahnverband Mofair bereits rechtliche Schritte gegen diese Kapitalspritze an.

Es könnte also noch einmal spannend werden rund um das Klimapaket und die weitere Unterstützung der Deutschen Bahn. Denn auch wenn das Klimapaket für Bahn-Fahrer einige Vorteile mit sich bringt, beinhaltet es dennoch Nachteile für andere Anbieter und birgt das Risiko einer Wettbewerbsverzerrung.

Gerade für FlixBus wäre dies ein herber Rückschlag, nachdem man seit der Marktöffnung vor einigen Jahren durch Übernahmen und eine stetige Expansion immer mehr Kunden für sich gewinnen konnte und den Markt im Sturm eroberte. So hat man mittlerweile einen Marktanteil von über 90 Prozent und ist nun auch stark dabei das Geschäft auch international auszubauen.

Wie sich die Situation für FlixBus und andere Wettbewerber aber am Ende wirklich rausstellt, bleibt noch abzuwarten. Eine Ausdehnung des Klimapaketes auf den Fernbus-Markt würde aber sicherlich auch den Fahrgästen Vorteile verschaffen. Dazu fehlt nur noch eine politische Unterstützung. Ob diese bis zum Abschluss der Verhandlungen stark genug für die letztendliche Umsetzung sein wird, bleibt abzuwarten.

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