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Hamburg: StadtRAD-Nutzung stark zurückgegangen

Veröffentlicht am 6. November 2019 | Lesedauer: 5 Minuten

StadtRAD war in Hamburg in der Vergangenheit immer ein Erfolgsmodell und konnte Jahr für Jahr immer mehr Kunden für sich begeistern. So konnte man auch die Flotte immer weiter ausbauen und zahlreiche neue Stationen eröffnen. Doch in diesem Jahr erhielt das Wachstum einen starken Dämpfer. Denn die Zahl der Leihvorgänge ging in den letzten Monaten um bis zu 14 Prozent nach unten.

So gab es laut dem Hamburger Senat im Juli lediglich 303.120 Leihvorgänge. Im Jahr zuvor waren es noch 352.680 Leihvorgänge und damit knapp 50.000 Leihvorgänge mehr. Dies entspricht einem Minus von knapp 14 Prozent. Im August sah es dann etwas besser aus. Dort gab es 320.274 Ausleihvorgänge statt 329.115 Vorgänge im Jahr zuvor, was lediglich einem Minus von 3 Prozent entspricht. Im September lag das Minus dann allerdings schon wieder bei 11 Prozent.

Die Gründe dafür sind allerdings vielseitig und lassen sich so genau gar nicht festlegen. So war einerseits der Sommer im letzten Jahr sehr lang und warm, sodass mehr Kunden auf das Fahrrad setzten und damit in der Stadt unterwegs waren. Andererseits scheinen die neuen Fahrräder von StadtRAD, die seit Anfang des Jahres im Einsatz sind, Probleme zu machen.

So waren im September lediglich 1.769 Fahrräder von den vorhandenen 2.728 Fahrrädern von StadtRAD verfügbar. Das bedeutet, dass 35 Prozent der gesamten Flotte in der Werkstatt waren und nur 65 Prozent der Fahrräder wirklich den Kunden zur Verfügung standen. In den Monaten zuvor waren die Zahlen nicht ganz so schlimm, allerdings war auch dort ein großer Teil der Flotte in der Werkstatt. So waren beispielsweise im Mai nur 2.053 Fahrräder und im Juni trotz weiter wachsender Flotte nur noch 1.782 Fahrräder.

Dabei gibt es für StadtRAD klare Vorgaben was die Verfügbarkeiten angeht. So wurde einerseits eine Flottengröße von 2.630 Fahrrädern und einer zusätzlichen Reserve von zehn Prozent festgelegt, die StadtRAD erfüllen muss. Zudem schreibt die Stadt Hamburg zwischen April und Oktober eine Verfügbarkeit von 95 Prozent und in den übrigen Monaten von 80 Prozent vor. Diese Vorgaben wurden in diesem Jahr somit nicht erfüllt.

Ursache für die defekten Fahrräder sollen unter anderem die Schlösser der Räder sein. Aber auch andere Defekte sollen dazu beigetragen haben, dass ein Großteil der Fahrräder den Sommer in der Werkstatt verbracht haben. Das wiederum ist verwunderlich, da die Fahrräder noch neu sind und erst im Februar von StadtRAD beschafft wurden und die bisherigen Fahrräder abgelöst haben.

An der Beliebtheit von StadtRAD dürfte der Rückgang hingegen weniger liegen. Immerhin erfreute sich das Angebot in den letzten Jahren einer großen Beliebtheit und wurde immer weiter ausgebaut. So startete man im Jahre 2009 mit nur 800 Fahrrädern. Mittlerweile ist man hingegen bei 2.766 Rädern und 229 Leihstationen angekommen.

Ein Grund dafür dürfte auch sein, dass Kunden die erste halbe Stunde kostenlos mit den Fahrrädern fahren können. Erst danach wird eine Nutzungsgebühr, die minutenweise abgerechnet wird, fällig. Kunden müssen dafür seit Anfang des Jahres lediglich eine Jahresgebühr von fünf Euro zahlen.

Die Linke sieht die Ursache für den Rückgang der Nutzung von StadtRAD-Rädern hingegen in den E-Scootern, die seit dem Sommer auf den Straßen von Hamburg unterwegs sind. So gab es beispielsweise im September alleine bei Voi, Circ und Lime zusammen rund 208.497 Leihvorgänge in Hamburg. Hinzu kommen noch die Leihvorgänge von TIER und Bird, die nicht öffentlich verfügbar sind. Damit lag die Nutzung der E-Scooter deutlich über der Nutzung der Fahrräder von StadtRAD. Für die Linke ist dies ein Beleg dafür, dass die E-Scooter lediglich Fußgänger und Fahrrad-Fahrer zum Umstieg bewegt und damit den umweltfreundlichsten Verkehrsmitteln Konkurrenz macht.

Andererseits steht auch fest, dass StadtRAD in den letzten Monaten enorme Probleme hatte und den Kunden daher viele Fahrräder schlicht nicht zur Verfügung standen. Daher bleibt zu hoffen, dass die Deutsche Bahn, die hinter StadtRAD steckt, dieses Problem in den Griff bekommt und in Zukunft wieder mehr Fahrräder für die Kunden zur Verfügung stehen.

Ob und welche Auswirkung die E-Scooter wirklich auf die Nutzung von StadtRAD haben, bleibt hingegen abzuwarten und wird sich sicherlich erst im nächsten Sommer zeigen. Denn in diesem Jahr war dies schlicht ein neues Verkehrsmittel, das von vielen Kunden ausprobiert wurde. Ob es sich wirklich etabliert und StadtRAD Kunden streitig macht, ist offen.

Zudem gibt es zwischen den beiden Geschäftsmodellen auch einige Unterschiede. So müssen die Fahrräder von StadtRAD immer an festen Stationen entliehen und zurückgegeben werden, während E-Scooter überall im Geschäftsgebiet wieder zurückgegeben werden können. Außerdem sind E-Scooter deutlich teurer in der Nutzung als StadtRAD, sodass ohnehin fraglich ist, ob Kunden dauerhaft lieber E-Scooter statt Fahrrädern nutzen.

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