Sixt sieht derzeit keine Zukunft im Carsharing
Veröffentlicht am 23. August 2022 | Lesedauer: 3 Minuten
Carsharing galt lange Zeit als einer der großen Mobilitätstrends für die Zukunft. So setzten auch viele etablierte Unternehmen auf dieses Modell und bauten eigene Carsharing-Dienste auf. Früh dabei waren BMW und Mercedes, die ihre Dienste später unter dem neuen Namen ShareNow bündelten. Mittlerweile verkauften die beiden Automobil-Hersteller ihren gemeinsamen Carsharing-Dienst aber komplett an Stellantis. Und auch bei anderen Anbietern kehrte in letzter Zeit Ernüchterung ein. So verdient bis heute kein Anbieter so wirklich Geld mit dem Carsharing. Daher tritt nun auch Sixt auf die Bremse und erteilte einem weiteren Ausbau des eigenen Carsharing-Dienstes eine Absage.
Sixt war dabei erst 2019 mit ambitionierten Plänen mit einem neuen Angebot in den Carsharing-Markt gestartet, nachdem Sixt noch bis 2018 zusammen mit BMW an DriveNow beteiligt war. So wurde in Hamburg, Berlin und München mit Sixt Share ein neues Angebot geschaffen, das das Ausleihen und Abgeben von Fahrzeugen abseits der Mietstationen von Sixt ermöglichte, sodass die Fahrzeuge flexibel genutzt werden können.
Nun erteilte Nico Gabriel, Chief Operating Officer bei Sixt, einem weiteren Ausbau des Angebots allerdings eine Absage. So müsse man davon ausgehen, dass Carsharing ein Nischenprodukt bleibe. Derzeit gebe es zu wenig Anreize, um vom eigenen Fahrzeugbesitz auf geteilte Mobilität umzusteigen. Gleichzeitig sei ein solches Angebot mit hohen Fixkosten verbunden und habe nur ein vergleichsweise geringes Marktvolumen. Profitabel könne ein solches Modell daher nur betrieben werden, wenn Synergieeffekte genutzt werden. Sixt setzt daher weniger genutzte Teile der eigenen Flotte im Carsharing ein.
Besonders deutlich haben sich die Herausforderungen mit einem solchen Angebot dabei in den letzten zwei Jahren während der Pandemie gezeigt. Denn eines der etablierteren Nutzungsszenarien für das Carsharing in Großstädten waren Fahrten zum Flughafen, zum Bahnhof, ins Büro oder zum Restaurant. Mit der Pandemie fielen diese Anwendungsfälle so gut wie vollständig weg, was es noch schwieriger machte genug Kunden für das eigene Carsharing-Angebot zu gewinnen.
Das haben neben Sixt eben auch andere Anbieter gemerkt. So stoppte auch WeShare, das Carsharing-Angebot von Volkswagen, die weitere Expansion. Gestartet war WeShare dabei ebenfalls mit ambitionierten Zielen in Berlin und Hamburg. Eigentlich sollten weitere Städte dann folgen. Daraus wurde jedoch bis heute nichts. Vielmehr stoppte WeShare 2020 die Expansionspläne und beschränkt sich erst einmal weiterhin auf Hamburg und Berlin.
Und auch ShareNow als einer der ersten großen Anbieter auf dem Markt konnte trotz der vielen Erfahrungen bisher nicht wirklich überzeugen. So brachte wohl auch der Zusammenschluss von Car2Go und DriveNow nicht den erhofften Durchbruch, sodass das Angebot mittlerweile eben an Stellantis als Konkurrenten von Mercedes und BMW verkauft wurde und dort mit dem bestehenden Angebot von Stellantis zusammengelegt wird.
Letztendlich steht der Carsharing-Markt damit kräftig unter Druck. So ist es für alle Anbieter schwierig ein profitables Geschäft aufzubauen und gleichzeitig sind damit hohe Kosten verbunden, was viele Unternehmen in der letzten Zeit verstärkt dazu bewegte sich mehr auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und die eigenen Carsharing-Aktivitäten ein wenig zu drosseln. In den nächsten Monaten und Jahren dürfte es daher durchaus noch spannend werden, ob die bestehenden Anbieter vielleicht doch noch die Wende schaffen und mehr Kunden vom eigenen Angebot überzeugen können und damit auch ein dauerhaft profitables Geschäft aufbauen können.
In der näheren Zukunft dürften durch höhere Energiekosten, Inflation und Probleme bei der Herstellung neuer Fahrzeuge und damit verbundene lange Lieferzeiten jedoch noch einmal weitere Herausforderungen zu bewältigen sein.