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Hamburg: Konzept für zweiten City-Tunnel der S-Bahn wird konkreter

Veröffentlicht am 2. März 2020 | Lesedauer: 5 Minuten

Bei der Eröffnung des neuen S-Bahnhofes Elbbrücken vor einigen Monaten wurde überraschend verkündet, dass der Bund den Bau eines zweiten City-Tunnels für die S-Bahn in Hamburg plant, um damit den Hauptbahnhof zu entlasten. Doch bei der Verkündung dieser Pläne gab es noch keine genaueren Details zu diesen Planungen. Nun gibt es aber offenbar ein erstes Konzept, das bereits einige Einblicke in die geplanten Maßnahmen im Hamburger S-Bahn-Netz verrät.

So soll der neue S-Bahn-Tunnel vom Hauptbahnhof ausgehend in den Untergrund verschwinden und von dort aus zunächst die Alster unterqueren und die beiden U-Bahnhöfe Stephansplatz und Schlump anbinden. Weiter soll es dann über einen komplett neuen Bahnhof im Bereich Alsenplatz gehen bis der 5,5 Kilometer lange Tunnel dann am neuen Fernbahnhof Diebsteich endet und die Strecke wieder an der Oberfläche auftaucht.

Am Hauptbahnhof könnten durch den neuen Tunnel dann die Gleise 3 und 4, die bisher von der S-Bahn genutzt werden, für den Regional- und Fernverkehr genutzt werden und damit zu einer deutlichen Entspannung der Situation führen. Gleichzeitig würde die S-Bahn damit künftig nicht mehr die Verbindungsbahn nutzen, sondern den neuen Tunnel, sodass auf der Verbindungsbahn zwei Gleise mehr zur Verfügung stehen würden. Das würde auch die angespannte Situation auf der Verbindungsbahn deutlich entlasten. Und auch am Bahnhof Dammtor würden mehr Kapazitäten entstehen. Denn dort würden dann künftig vier Bahnsteigkanten für den Regional- und Fernverkehr zur Verfügung stehen.

Die Lage des neuen S-Bahn-Tunnels würde zudem eine gute Verknüpfung der S-Bahn mit der U-Bahn erlauben. So könnte am Stephansplatz ein einfacher Umstieg zur U1 und der geplanten U5 entstehen und an der U-Bahn-Haltestelle Schlump ein Umstieg zur U3 und zur U2.

Und auch für den geplanten neuen Fernbahnhof Diebsteich könnte der neue S-Bahn-Tunnel einen großen Vorteil mit sich bringen. Denn offen ist noch, ob die neue S-Bahn-Strecke im Bereich des neuen Fernbahnhofes noch unter der Erde oder schon über der Erde ist. Vieles spricht jedoch dafür, dass die S-Bahn im Bereich des neuen Fernbahnhofes noch unter der Erde geführt wird, sodass der Fernbahnhof Diebsteich einen bisher nicht geplanten unterirdischen Teil und damit zusätzliche Gleise erhalten würde, nachdem in den letzten Monaten immer wieder kritisiert wurde, dass die geplanten beiden S-Bahn-Gleise am Fernbahnhof Diebsteich für die Zukunft nicht ausreichen würden. Mit dem neuen Tunnel könnte es dort dann künftig acht oberirdische Regional- und Fernbahn-Gleise geben und vier unterirdische S-Bahn-Gleise.

Der neue Tunnel soll dabei komplett unterirdisch per Schildvortrieb gebaut werden und damit nicht wie bei dem Bau der U5 in einer offenen Bauweise entstehen. Dadurch würde es weniger direkte Belastung für Anwohner geben. Auf der Tunnel-Strecke von 5,5 Kilometern würden dann insgesamt drei neue Bahnhöfe gebaut werden, wobei ein Bahnhof im Bereich des Alsenplatzes komplett neu wäre. Entfallen würden dafür die bisherigen S-Bahn-Halte Sternschanze und Holstenstraße, wobei an der Sternschanze weiterhin die U3 verkehren würde und der neue Bahnhof am Alsenplatz nicht weit entfernt vom heutigen Bahnhof an der Holstenstraße wäre.

Soweit klingt das Konzept erst einmal recht attraktiv. Es bedeutet jedoch auch einen enormen finanziellen Aufwand. So werden die Kosten für den neuen S-Bahn-Tunnel derzeit auf etwa 650 Millionen Euro geschätzt. Diese muss Hamburg allerdings nicht allein tragen. So ist in dem Konzept des Bundesverkehrsministeriums bereits zu lesen, dass mindestens 75 Prozent der Kosten vom Bund getragen werden sollen.

Bisher handelt es sich bei diesen Plänen allerdings erstmal nur um ein Konzept. Das Bundesverkehrsministerium will dieses Projekt nun in einem nächsten Schritt im Kontext des angekündigten Deutschlandtaktes gesamtwirtschaftlich bewerten. Wenn diese Bewertung dann positiv ausfällt, soll die DB Netz mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt werden. Kommt man auch dabei zu einem positiven Ergebnis, soll anschließend die Umsetzung des Projektes vorbereitet werden.

An diesen nächsten Schritten ist auch schon zu erkennen, dass mit einer zeitnahen Umsetzung der Pläne nicht zu rechnen ist. Denn die Planung eines derartigen Projektes inklusive der Diskussionen mit Projektgegnern, die es bei einem derartigen Projekt sicherlich geben wird, verschlingt eine Menge Zeit. Daher ist, wenn es denn überhaupt soweit kommt, mit einer Umsetzung des Projektes erst weit nach 2030 zu rechnen.

Im Bundesverkehrsministerium scheint man damit aber auf jeden Fall große Pläne für die Zukunft des Hamburger Nahverkehrs zu haben. Wie welcher Priorität diese letztendlich aber vorangetrieben werden und in Richtung einer Umsetzung gebracht werden, bleibt nun noch abzuwarten. Denn große Pläne gab es in der Vergangenheit schon an anderer Stelle. Bis zur Umsetzung ist es aber nicht gekommen. Stattdessen gab es oftmals bereits politische Diskussionen und Machtspielchen bis entsprechende Projekte am Ende wieder in der Schublade verschwanden.

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Sickboy · Am 3. März 2020 um 08:20 Uhr

Interessantes Konzept!

Hinweise: ein 5,5 km langer Zweigleisger Tunnel ist nicht für 650 Mio zu haben – in 2030 eher für 1.000 – 1.500 Mio €
Die U5 wird auch im Schildvortrieb gebaut – nur der Startschacht / Zielschacht sowie die Haltestellen & Notausgänge benötigen eine offene Baugrube.

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