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FlixTrain: Droht nun das Aus der grünen Fernzüge?

Veröffentlicht am 21. April 2020 | Lesedauer: 5 Minuten

FlixTrain ist mittlerweile bereits eine Weile auf dem Markt und konnte in dieser Zeit immer weiter wachsen und immer mehr Strecken und Verbindungen anbieten. Dabei setzt man auf das selbe Modell wie auch bei den Fernbussen und betreibt selbst keine Züge, sondern überlässt dies Partnern und übernimmt lediglich die Vermarktung. Doch das könnte sich nun rächen. Denn man hat es sich offenbar mit dem wichtigsten Partner dabei verscherzt, sodass das grüne Bahn-Angebot vor einer ungewissen Zukunft steht.

In Deutschland arbeitet FlixTrain nämlich mit dem Unternehmen BahnTouristikExpress (BTE) zusammen, das die Strecken Berlin – Köln und Hamburg – Köln betreibt. Und das bereits seit dem Start von FlixTrain. Doch nun wollte FlixTrain offenbar neue Bedingungen für den weiteren Betrieb aushandeln, die für den Partner BahnTouristikExpress nicht mehr hinnehmbar waren.

So kündigte BahnTouristikExpress an, dass man die Partnerschaft mit FlixTrain beenden werde, wenn die Dienste nach dem Ende der Coronakrise wieder aufgenommen werden sollen. BahnTouristikExpress wollte offenbar noch mit FlixTrain über die Bedingungen verhandeln, aber FlixTrain sei nicht bereit gewesen Kompromisse einzugehen. Die neuen Bedingungen seien für BahnTouristikExpress jedoch nicht akzeptabel gewesen, sodass ein Ende der Partnerschaft unvermeidlich gewesen sei.

Das Problem für FlixTrain ist jedoch, dass vermutlich nicht ohne Probleme ein neuer Partner aufzutreiben ist. Denn einerseits gehören BahnTouristikExpress einige Trassen zwischen Hamburg und Köln, die bei einem Ende der Partnerschaft erstmal weiterhin bei BahnTouristikExpress liegen dürften. Andererseits ist es auf dem deutschen Markt sehr schwierig ein Unternehmen zu finden, dass das nötige Wagenmaterial hat, um die wegfallenden Leistungen von BahnTouristikExpress bedienen zu können.

Probleme dürfte es außerdem auch mit dem zweiten Partner in Deutschland geben. Dabei handelt es sich um das aus Tschechien stammende Unternehmen LEO Express. Dieses vermeldete vor wenigen Wochen ebenfalls starke finanzielle Probleme. Gleichzeitig dürfte FlixTrain auch mit LEO Express neue Bedingungen aushandeln wollen. Und bei der angespannten finanziellen Situation von LEO Express wird man dabei sicherlich auch nicht alle Bedingungen mitgehen wollen, sodass es auch dort zu einem Ende der Partnerschaft kommen könnte.

FlixTrain stände dann erstmal ohne Partner dar und müsste sich neue Partner für den künftigen Betrieb der Strecken suchen. Das wird nicht so schnell stattfinden können. Immerhin ist der Markt an potentiellen neuen Partnern nicht sonderlich groß. Zudem fehlen für die Aufrechterhaltung des bisherigen Angebotes dann Trassen, also Berechtigungen die Züge zu einer gewissen Zeit auf einer gewissen Strecke fahren zu dürfen, und verlässliche Partner, die ihre Wagen zum Teil sogar in das Kleid von FlixTrain gehüllt haben.

Für FlixTrain würde in der Theorie dann die Option bestehen eigene Züge zu beschaffen und selbst in den Betrieb von Strecken einzusteigen. Dann könnte man unter Umständen sogar neue Züge kaufen, die den Fahrgästen mehr Komfort und mehr Sitzplätze bieten, gleichzeitig aber weniger Kosten verursachen. Diese Variante ist jedoch unwahrscheinlich, da sie nicht zu dem bisherigen Geschäftsmodell des Unternehmens passt.

Wahrscheinlicher ist hingegen, dass man einen neuen Partner sucht. Dieser wird jedoch nicht genügend eigenes Wagenmaterial mitbringen, um die bisherigen Kapazitäten abfangen zu können. Dafür bleibt als einzige Option die Anmietung von weiteren Wagen bei Verleihern. Dies wird sich aber nicht in der schnelle machen lassen und ist für einen dauerhaften Betrieb eine teure Lösung. Zumal die Wagen dann nicht mehr im Design von FlixTrain unterwegs wären und vermutlich weiterhin nicht einheitlich aufgebaut sein werden. Außerdem sind FlixTrain und eventuelle Partner nicht die einzigen Interessenten für derartiges Wagenmaterial, sodass auch offen ist, ob man das notwendige Wagenmaterial überhaupt in ausreichendem Maße anmieten könnte.

BahnTouristikExpress wird sein Wagenmaterial hingegen nicht abgeben. Denn das Unternehmen kündigte bereits an, dass man weiter auf dem Markt aktiv sein wolle. So bietet man bereits seit einiger Zeit eigene Bahn-Verbindungen an und betreibt einige Nachtzug-Verbindungen. Zudem betrieb man auch zuvor den HKX zwischen Köln und Hamburg, sodass durchaus denkbar ist, dass man eine derartige Verbindung in Zukunft selbst wieder anbieten wird. Die eigenen Wagen wird man aber sicherlich nicht an FlixTrain abgeben.

Damit dürfte für FlixTrain nun eine spannende Zeit anbrechen. Denn es dürfte spannend bleiben, ob und wann die Strecken von Hamburg nach Köln und von Berlin nach Köln wieder ihren Betrieb aufnehmen und in welcher Form. Gleiches gilt auch für die Zukunft der anderen Strecken.

Gut möglich ist auf jeden Fall, dass die derzeitige Betriebspause durch das Coronavirus noch länger andauern wird und die grünen Wagen so schnell nicht mehr an deutschen Bahnhöfen zu sehen sein werden. Wie es dann insgesamt mit FlixTrain weitergeht, dürfte ebenfalls spannend werden. Denn eine weitere Expansion in Deutschland dürfte nach den aktuellen Entwicklungen auch erst einmal nicht zu erwarten sein.

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